Puncto 2-2019
Titelthema
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Tragen auch Sie einen Fitnesstracker am Arm? Schon jetzt nutzen laut aktueller Studie der Continentale Krankenversicherung a. G. 15 Prozent der Bevölkerung permanent Armbänder oder Smart- watches, um ihre Fitness zu überprüfen oder gesundheitsgefähr- denden Problemen entgegenzuwirken. Doch die kleinen vernetzten Messgeräte, die heute schon rund um die Uhr Körperfunktionen wie Puls, Hauttemperatur, Bewegung und Schlafzeiten überprüfen und somit viele Biodaten über ihren Träger sammeln, sind nur der Anfang. Was gerade in Medizintechnik und -forschung vorangeht, schätzen viele Wissenschaftler so gewaltig und bahnbrechend ein wie die Entdeckung des Penicillins vor rund 90 Jahren. Prävention dank Künstlicher Intelligenz (KI) Ein entscheidender Schritt im Gesundheitswesen wird die Übertragung der Errungenschaften und Erkenntnisse der Infor- mationstechnologie auf die Medizin sein. Da Biosensoren und Computerchips in Trackern eine immer größere Leistungsfähigkeit besitzen werden, ermöglichen sie die Anhäufung riesiger Mengen an Informationen über den Patienten, der die Wearables am Kör- per trägt. Abweichungen bei wesentlichen Körperdaten werden so in Zukunft sofort und automatisch erkannt und diagnostiziert. Die Übertragung seiner Biodaten wird automatisch funktionieren, der Patient muss dafür nicht einmal in eine Arztpraxis gehen. Dort wird nicht der Mediziner die Datenmengen nach Auffäl- ligkeiten durchsuchen, sondern diese entscheidende Aufgabe werden KI-Systeme übernehmen. Die Treffsicherheit selbstler- nender Systeme wird laut den Wissenschaftlern hoch sein. So
kann zum Beispiel sekundenschnell entschieden werden, ob der erhöhte Puls eines Patienten eine normale Folge der gerade erklommenen Treppe ist oder im Vergleich mit anderen Daten auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hinweist. Da die KI sämtliche be- kannten Daten des Betroffenen abgleicht, können Krankheiten in ihrem Frühstadium schnell aufgespürt und gegebenenfalls Alarm geschlagen werden. Smartwatch mit EKG-Funktion Der Beginn eines solchen Monitorings startet bereits jetzt in den USA: Die Firma Apple will Ende 2019/Anfang 2020 eine Smartwatch mit EKG-Funktion freischalten. Herzdaten der jeweiligen US-Patienten werden dann eigenständig über längere Zeit gesammelt und an den Hausarzt übermittelt. Bei Unregel- mäßigkeiten im Herzrhythmus wird Alarm ausgelöst. Allerdings: Für die neue EKG-Funktion besitzt der Konzern bis jetzt nur die Zulassung der amerikanischen Aufsichtsbehörde FDA. Wann diese Technologie nach Deutschland kommt, ist noch unklar. Big Data im Kampf gegen Krebs und Diabetes Nicht nur Puls oder Herzfrequenz könnten in Zukunft über Wea- rables untersucht werden, sondern auch große Volkskrankheiten wie Diabetes oder Krebs sollen mithilfe von Big Data bekämpft werden. Michael Snyder, Professor für genetische und persona- lisierte Medizin an der US-Universität Stanford, und sein Team führen derzeit bestehende Erkenntnisse aus der Genforschung mit den täglichen Biodaten des Menschen zusammen. „Wir suchen nach Mustern in den Daten, nach Markern, die auf Krankheiten
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