Puncto 2-2019

Titelthema

hindeuten“, sagt Snyder. Seine Prognose gegenüber dem Handels- blatt: „In fünf Jahren gehört es zum Alltag, dass Menschen ihre Gene untersuchen lassen. In zehn Jahren werden alle Menschen Wearables tragen, um ihre Gesundheit zu überwachen.“ Dabei liegt es auf der Hand, dass längst nicht nur Forscher diese Entwicklungen vorantreiben. Nach Ansicht von Microsoft-Chef Satya Nadella ist das Gesundheitswesen die vielleicht „dringlichs- te Anwendung für KI“. IT-Unternehmen oder Pharmakonzerne beteiligen sich ebenfalls stark an diesem Zukunftsmarkt. KI in der Pharmaindustrie Die Möglichkeiten, die die riesigen Übertragungsmengen an Bio- und Forschungsdaten mit sich bringen, werden für die Pharma- industrie auf der Suche nach wirksamen Arzneimitteln hilfreich sein. Bevor heute ein neues Medikament zugelassen wird, muss es zunächst im Labor, dann gegebenenfalls im Tierversuch und schließlich in klinischen Studien auf seine Wirksamkeit getestet werden. Das kostet viel Zeit und Geld und könnte in Zukunft dank der Masse an Biodaten und computergestützter Prognoseverfah- ren deutlich effizienter durchgeführt werden. Zudem versprechen sich Pharmakologen, Arzneimittel genauer als heute auf den Patienten anzupassen. Personalisierte Medizin In der modernen Krebsmedizin wird schon heute durch eine personalisierte und individuell angepasste Therapie eine optimale Strategie für Tumorpatienten durchgeführt. Dies ist sinnvoll, da

sich Tumoren auf genetischer Ebene stark unterscheiden und da- her eine individuelle Behandlung notwendig machen. In Zukunft könnten solche personalisierten Therapien schon zu einem frühe- ren Stadium der Erkrankung greifen: Gerade versuchen Forscher etwa, individuelle Impfstoffe zu entwickeln, die eine Immun- reaktion des Körpers gegen Tumorzellen auslösen sollen. Die Prinzipien der personalisierten Medizin sollen zunehmend noch auf weitere Bereiche außerhalb der Onkologie ausgeweitet werden, zum Beispiel auf chronisch entzündliche Darmerkran- kungen, immunologische Erkrankungen wie Rheuma oder Mul- tiple Sklerose sowie neurologische oder kardiologische Gesund- heitsprobleme. 3D-Druck von Organen Eine Revolution in der Medizintechnik ist der 3D-Druck: Die Her- stellung von Zahnersatz ist damit schon in acht Stunden möglich. Fertigte früher der Zahntechniker die Krone nach dem Abdruck an, so genügt es heute, vom Gebiss eine 3D-Aufnahme zu ma- chen und die Bilddateien an den Hersteller zu schicken. Ähnlich wie in der Zahntechnik wird der 3D-Druck in den kommenden Jahren auch die Herstellung von personalisierten Prothesen (zum Beispiel Knie oder Hüfte) und Implantaten voranbringen. Doch damit sind die Möglichkeiten längst nicht ausgeschöpft, vielmehr sollen auf diesem Wege auch künstliche Organe herge- stellt werden: Biodruck, auch Bioprinting genannt, gewinnt als Technologie seit einigen Jahren zunehmend an Bedeutung. Diese

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