Puncto 2-2019
Titelthema
Robotik als Unterstützung des Gesundheitswesens Die fortschreitende Digitalisierung ermöglicht auch im Gesund- heitswesen neue Wege. Das ist dringend erforderlich, da beson- ders die Pflege vor enormen Herausforderungen steht. So können Entwicklungen in der Sensortechnologie dem Pflegepersonal helfen, zum Beispiel das Wundliegen der Patienten zu vermeiden. Auch im Bereich der Robotik werden die Entwicklungen voran- getrieben. Im vergangenen Jahr wurde zum Beispiel ein sozialer Roboter eingeführt: „Pepper“ wird bei der Betreuung Demenz- kranker eingesetzt, da er mit Menschen interagieren, spielen oder singen kann. Momentan wird daran gearbeitet, dass er künftig das Pflegepersonal durch die Medikamentenausgabe unterstützen kann. Laut aktueller Studie der Continentale Krankenversicherung a. G. können sich immerhin 40 Prozent der deutschen Bevölkerung vorstellen, sich bei Bedarf durch einen Roboter zu Hause unterstützen und versorgen zu lassen. Angesichts der rasanten Entwicklung in der Medizin müssen sich auch Fach- und Hausärzte zukunftssicher aufstellen und den Pati- enten die kontinuierlichen Veränderungen nahebringen. Ein Groß- teil der Bevölkerung in Deutschland steht heute verständlicherwei- se nicht allen Neuerungen positiv gegenüber. Gerade in Hinblick auf den Datenschutz und die Überwachung durch Wearables ist eine kritische Haltung sicherlich gerechtfertigt. Bei allen techni- schen Innovationen dürfen das Wohl und die Rechte des Patienten nicht dem Profitstreben der Konzerne untergeordnet werden. „Crispr“ ist die Abkürzung für eine biochemische Methode. Mit der Genschere Crispr lässt sich DNA gezielt schneiden und verändern, das heißt, Gene können eingefügt oder entfernt werden. Davon profitieren heute schon Saatgut- Konzerne, die so an der Optimierung von Pflanzen arbeiten. Die Genschere könnte künftig auch neue Formen von Arz- neimitteltherapien ermöglichen, ließe aber auch Designer- babys Realität werden. Die Methode ermöglicht es, defekte (oder nicht gewollte) Erbgutabschnitte beim Embryo gezielt zu entfernen und auszutauschen. Ethische Fragen müssen unbedingt geklärt werden, eine Gruppe von Genforschern fordert derzeit den Stopp von Versuchen am Embryo. Umstrittene Forschung Was ist eine Genschere?
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gen welcher gewünschten Handbewegung entsprechen. So können die Patienten ihre Hand zumindest öffnen und schließen. Dieser Prozess soll künftig noch stark erleichtert und verfeinert werden. Der Ersatz einzelner Finger stellt eine weitere Herausforderung für Prothesenentwickler dar. Ihr Ziel ist eine immer engere Ver- schmelzung von Mensch und Prothese und eine direkte Ver- knüpfung mit dem Nervensystem des Trägers. Dies wäre auch für Querschnittsgelähmte eine Möglichkeit, direkt mit ihren Gedanken eine Prothese zu bewegen. KI-basierte Entwicklung in der Radiologie Im Bereich der modernen bildgebenden Verfahren wie MRT, CT oder Mammografie ist eine immer weiter verbesserte Qualität zu erwarten. Zudem wird aber auch die Auswertung dieser Bilder revolutioniert. Heute hängt ihre Beurteilung hauptsächlich noch von dem Wissen und der Analysefähigkeit des Arztes ab. Künftig werden bei der Diagnose künstlich intelligente Systeme wie Deep-Learning-Algorithmen helfen und mitentscheiden, ob es sich etwa auf dem MRT-Bild um eine Krebsmetastase handelt oder nicht. Damit sinkt bei der Diagnose die Fehlerwahrschein- lichkeit und ermöglicht eine zielgenauere Therapie. Bereits vor Kurzem traten in China in einem Test Fachärzte gegen Computersysteme an. Sie mussten innerhalb von 15 Minuten Hirn- bilder analysieren und Hirntumoren diagnostizieren. In 87 Prozent der 225 Fälle stellte die Maschine die korrekte Diagnose, während die Ärzte nur eine Genauigkeit von 66 Prozent erreichten.
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