YOLO 1-2020

BETTER LIFE

25 % DER KINDER UND JU- GENDLICHEN FÜHLT SICH AN SCHULEN NICHT SICHER.*

Vermutlich bist du schon einmal in eine Rau- ferei oder einen Zickenkrieg geraten. Das ist nicht verwunderlich, Reibereien auf dem Schulhof – die gehören zum Schulalltag dazu. Doch mit der Art von Gewalt, mit der Schüler, aber auch Lehrer heute konfrontiert werden, hat das nichts zu tun. Allein 45.000 Fälle kör- perlicher Angriffe wurden in den vergangenen Jahren gegen Lehrkräfte bekannt! Die Dunkel- ziffer unter Schülern ist sicherlich noch viel höher. Betroffene gibt es überall, unabhängig davon, ob sie aufs Gymnasium, in die Real- schule oder Gemeinschaftsschule gehen. Rauferei oder echte Schikane – was genau ist Gewalt? Kleinere Konflikte gehören zum Schulalltag dazu. Denn unterschiedliche Meinungen und Ansichten sind erlaubt und wichtig. Aber wann ist die Grenze überschritten und wird eine harmlose Rangelei zum ernsthaften Übergriff? Ganz klar: Nicht erst, wenn jemand blutet! Auch wer anderen absichtlich Schaden zu- fügt, zum Beispiel Kleidung von anderen be- schmutzt, das Smartphone „ausleiht“, stiehlt, Geld erpresst oder droht, wendet Gewalt an. Warum zählt auch Mobbing zu Gewalt? Psychische und verbale Gewalt sind nicht im- mer sichtbar, aber mindestens so schlimm wie körperliche Gewalt. Wenn du ausgegrenzt oder verleumdet wirst, wenn demütigende Fotos, Filme oder Kommentare im Internet über dich verbreitet werden – dann bist du ganz klar ein Opfer von Gewalt geworden. So wie rund 60 Prozent der Schüler, die in einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung angaben, mindestens einmal im Monat solche oder ähn- liche Negativerfahrungen zu machen. Was kann die Schule dagegen tun? Viele Schulen ernennen ältere und verant- wortungsvolle Schüler zu sogenannten Streit- schlichtern, die bei der Lösung von Konflikten helfen können. Ist die Situation kompliziert oder viele Schüler betroffen, kann die Schule auf Anforderung auch externe Mediatoren oder Krisenteams kommen lassen beziehungsweise So ordnest du Gewalt richtig ein und reagierst sinnvoll darauf:

einrichten, die mit den Schü- lern geeignete Maßnahmen besprechen.

Wie wehren sich Opfer am besten?

In der Konfliktsituation selbst gilt: Bleibe ruhig und lass dich nicht provozieren, denn genau das will der Täter. Wenn du etwas nicht möchtest, sage dies so klar und laut wie nötig:

„Lass mich los, ich will das nicht!“ Wenn du bedroht oder körperlich angegriffen wirst, schreie laut genug, dass andere dich deutlich hören oder der Täter von dir ablässt. Bitte not- falls den nächsten Erwachsenen um Hilfe. Geschehen solche Übergriffe regelmäßig, rede mit Eltern, Lehrern oder Mitarbeitern des Jugendamts darüber. Sie werden Maßnahmen für eine gewaltfreie Schule ergreifen, aber da- für müssen sie von dem Problem erst einmal erfahren! Das hat nichts mit Petzen zu tun, sondern ist der erste und wichtigste Schritt zu einer Veränderung. Dies gilt für körperliche Verletzungen ebenso wie für jede andere Un- terdrückung. Bei Körperverletzungen, sexuellen Übergriffen oder Diebstahl solltest du unbedingt bei der Polizei Anzeige erstatten. Was tun, wenn du Gewalt beobachtest? Auf keinen Fall solltest du Gewalt und Unter- drückung erdulden – weder bei dir noch bei anderen. Wenn du Zeuge von Gewalt wirst: Schließe dich mit anderen zusammen („Findet ihr das in Ordnung?“) und isoliere den Täter. Zeigt ihm gemeinsam, dass ihr sein Verhalten armselig findet. Das wird ihn verunsichern und eventuell an weiteren Übergriffen hin- dern, denn sein wichtigstes Ziel ist eure An- erkennung. Begib dich aber nie in Gefahr! Provoziere den Täter nicht und lass dich auf keinerlei Ausein- andersetzungen mit ihm ein. Greife auch nie allein in Prügeleien oder Angriffe ein, sondern rufe möglichst eine Aufsichtsperson oder im Ernstfall die Polizei unter 110.

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SO GEHST DU MIT GEWALTVIDEOS UM

Sie werden auf dem Schulhof herum- gezeigt oder über WhatsApp-Gruppen verbreitet: schockierende Gewaltvideos aller Art, ebenso Aufnahmen von Mut- proben oder selbst gedrehten Gewalt- videos. Bist du auch schon einmal damit konfrontiert worden? Werde aktiv und und sprich mit einer Vertrauensperson darüber. Was viele nicht wissen: Laut Strafgesetzbuch macht man sich mit der Herstellung und Verbreitung von Medien, die grausame oder unmenschliche Ge- walttätigkeiten gegen andere Menschen zeigen, strafbar!

*Quelle: Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung 2019

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