Non Nobis Ausgabe 69
ORDENSBRUDER HANS-JOACHIM BAUMBACH D . A KE NAPP
In einer Zeit ohne „Internet“ und damit auch vor dem Wikipedia-Lexikon suchte sie zunächst die häusliche und später die städtische Bibliothek nach Informationen zu ihrem neuen Hobby ab, doch waren die Funde bis auf Lexika und Romane eines Walter Scott (der Schotte gilt als Begründer des Geschichtsromans) noch recht mager. So stattete sie bereits als knapp Vierzehnjährige der Deut- schen Bibliothek in Leipzig einen Besuch ab. Ihren ersten (unveröffentlichten) Roman „Im Schatten des Kreuzes“ schrieb sie noch mit der Hand bereits ein Jahr später. Schon bald war jedoch klar, dass Geschichte ihren anfäng- lichen Studienwunsch Astronomie überflügelte. So begann ihr Studium mit der vielversprechenden Fächerkombinati- on „Mittelalterliche Geschichte, Romanistik, Katholische Theologie und Kunstgeschichte“. Das Hauptaugenmerk richtete sie dabei auf den Templer-Prozess. Dabei wollte sie endgültig beweisen, dass die Anklagen nicht realistisch waren. Dies gelang ihr bereits1996 mit der Magisterarbeit durch einen Textvergleich der einzelnen Verhörprotokolle (publiziert 1997 in Aufsatzform). Gleichzeitig behandelte sie das Thema in ihrem Roman „Die Tränen des Herrn“, dessen zweite Fassung 2008 veröffentlicht wurde.. Bereits im Jahr 2000 hatte sie die Promotion an der Katho- lischen Universität Eichstätt mit einer Arbeit über südfran- zösische Heilige abgeschlossen. Seit 2003 arbeitet Dr. Napp am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg; heute leitet sie dort die Mediathek sowie das Bildarchiv. Auch wenn sich ihre Forschungen inzwischen auf das Bild des Alten Ägyptens von der Spätantike bis zur Frühen Neu- zeit (Veröffentlichung 2015) sowie die Bildmedien zu An- fang des 20. Jahrhunderts erweitert haben, sind die Templer nie in Vergessenheit geraten. Momentan ist eine Neufassung Eine Fernsehserie über das Mittelalter weckte das intensive Interesse einer gescheiten Frau an denTempelherren. Das „Templer- Lexikon“ im Internet
© Anke-Goerlitz-Bibliothek
des Buches „Templermythen ...und was dahinter steckt“ (133 Seiten, erschienen 2010 imAndreas Leffler Medien- verlag, München) in Arbeit. Ihr umfangreiches, sehr sorgfältig recherchiertes und dabei gut lesbares „Templerlexikon“ (www.templerlexikon. uni.hamburg.de) mit inzwischen über 300 Stichworten ist seit Mitte der neunziger Jahre aus dem Wunsch heraus entstanden, alle Aspekte sowohl des historischen Ordens als auch seines umfangreichen Nachlebens in prägnanter Form dem interessierten Leser zu präsentieren und mit weiterführenden bibliographischen Angaben zu versehen. Als Grundlage der Artikel dienen mittelalterliche Quellen ebenso wie Sekundärliteratur: Monographien, Aufsätze und Tagungsberichte in allen westeuropäischen Sprachen. Seit 2003 ist das Lexikon im Internet verfügbar und wird in unregelmäßigen Abständen mit neuen bzw. revidierten Materialien versorgt. Das Projekt ist unabhängig und basiert auf ehrenamtlicher Grundlage. Bisher konnten mehrere passionierte Laien- forscher wie studierte Historiker aus Europa als tempo- räre Mitarbeiter gewonnen werden. Voraussetzung einer Mitwirkung ist eine wissenschaftliche Arbeitsweise und Vertrautheit mit den Grundlagen historischer Forschung – im Falle der Tempelherren bedingt dies eine strenge Unter- scheidung zwischen wissenschaftlichen Fakten (zeitnahe Quellen und Grabungsbefunde) und Hypothesen.
Die Internetpräsenz: www.templerlexikon.uni.hamburg.de
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Ausgabe Dezember | 2019
O RDO M ILITIAE C RUCIS T EMPLI
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